Matinee: Manon

Die junge Manon Lescaut ist schön und charmant und hungert nach dem Leben.
Alle Männerherzen in ihrer Umgebung fliegen ihr nur so zu. Um ihr Temperament in sichere Bahnen zu lenken, beschließt ihre Familie, Manon in ein Kloster zu stecken.
Aber selbst der Weg dorthin ist nicht sicher: Bei der Rast in einem Gasthof trifft sie auf den jungen Chevalier des Grieux. Es ist Liebe auf den ersten Blick, eine echte amour fou. Kurzerhand brennt Manon mit ihm nach Paris durch. Doch ihre unbeschwerte Liebe währt nicht lange. Manon ist an Luxus gewöhnt, und das Vermögen von des Grieux schmilzt dahin. Denn sein Vater ist gegen die Verbindung und hungert seinen Sohn finanziell aus.
Schließlich verrät Manon den Geliebten und verlässt ihn für den reichen Lebemann de Brétigny. An dessen Seite führt sie fortan ein Leben in dekadentem Überfluss. Doch die Lebenswege von Manon und des Grieux kreuzen sich immer wieder - und allmählich entwickelt sich eine reife, tiefe Liebe zwischen den beiden, die erst mit Manons jähem Tod endet.
Liebesleidenschaft und Leichtigkeit prägen die Musik des Spätromantikers Jules Massenet für seine Version des Manon-Lescaut-Stoffs, der ebenfalls von Giacomo Puccini mit Manon Lescaut und Hans Werner Henze mit Boulevard Solitude vertont wurde.
Massenets Komposition entwickelt eine sinnliche Spirale aus den sprunghaften Gefühlen der Protagonisten und dem Gemälde einer morbiden Bohème-Gesellschaft. An die Stelle von Rezitativen und gesprochenen Dialogen treten melodramatische Passagen und die absolute Vorherrschaft des Melodischen.

Opéra-comique von Jules Massenet
Libretto von Henri Meilhac und Philippe Gille
nach der Erzählung "Les aventures du chevalier des Grieux et de Manon Lescaut" von Abbé Prévost