The Merchant of Venice

von William Shakespeare
Englischsprachiges Gastspiel ADGE and TNT Theatre Britain

Der jüdische Geldverleiher Shylock hat dem venezianischen Kaufmann Antonio ein Darlehen gewährt, damit dieser seinen Freund Bassanio unterstützen kann. Bassiano braucht das Geld dringend, um standesgemäß um seine geliebte Portia, eine reiche Erbin, werben zu können. Shylocks Kreditvertrag beinhaltet allerdings eine merkwürdige Klausel: Er darf aus Antonios Körper ein Pfund Fleisch heraus schneiden, wenn dieser den vereinbarten Rückzahlungstermin nicht einzuhalten vermag. Antonios erwartete Handelsschiffe bleiben verschollen und trotz Bassanios Angebot dessen Werben inzwischen erfolgreich war die geliehene Summe dreifach abzugelten, besteht Shylock hartnäckig auf seinem Pfund Fleisch und will sein Recht vor Gericht durchsetzen. In der Verhandlung tritt Portia in Männerkleidern als Rechtsgelehrter auf und verkündet, dass Shylock zwar vertragsgemäß Anspruch auf das Fleisch, nicht jedoch auf das Blut Antonios habe. Damit muss Shylock verzichten und wird für seine Unmenschlichkeit bestraft.

Die Fragen, die sich in diesem außergewöhnlichen Stück bezüglich Rassismus, der Macht des Geldes und des Verhältnisses der Geschlechter zueinander stellen, sind beunruhigend aktuell. Dem preisgekrönten Regisseur Paul Stebbings gelingt es, Shakespeares Meisterwerk überzeugend auf die Bühne zu bringen, indem er den Antisemitismus mit Nachdruck und in all seiner Dramatik zeigt. Schauplatz seiner Inszenierung ist die historische Shakespeare-Zeit, so dass Parallelen zum Nationalsozialismus vermieden werden und noch eine andere dunkle Wahrheit beleuchtet wird: Die Geldgier lässt den Menschen unabhängig von Religionen jede nur denkbare Grausamkeit begehen.