Die Meistersinger von Nürnberg
- Datum: Mittwoch, 16. Juli 2014 um 17:00 Uhr
- Location: Staatsoper Hannover - Laves-Foyer
- Opernplatz 1 30159 Hannover
- Eintritt: ab 28.30
- Künstler: Niedersächsisches Staatstheater Hannover
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Oper in drei Aufzügen von Richard Wagner (1869)
Text vom Komponisten
Für den Musikkritiker Eduard Hanslick, im allgemeinen ein Wagner-Gegner mit der Fähigkeit zu einem differenzierten Urteil, gehörte die Oper zu den interessantesten musikalischen Abnormitäten, die als Regel das Ende der Musik bedeuten würden. Und Friedrich Nietzsche sah darin das widersprüchliche Spiegelbild der Deutschen: Sie sind von vorgestern und von übermorgen sie haben noch kein Heute. Die weitere Rezeption des Werkes in Deutschland, speziell die Vereinnahmung als Inkarnation unseres Volkstums durch die Nazis, hat ein Übriges getan, um kontroverse Reaktionen herauszufordern.
Aus heutiger Sicht liegt die Faszination der Meistersinger gerade in der Dialektik des Werkes. Dabei entspricht dem Widersprüchlichen und Gespaltenen der Personen die Ambivalenz einer Gesellschaft, deren biedermeierliche Gemütlichkeit von einer unterschwelligen Aggression durchzogen wird, die jederzeit in offene Gewalt umschlagen kann. Die Irritation, die der junge Stürmer und Dränger Walther von Stolzing auslöst und die vor allem seinen Gegenspieler Beckmesser zur Verzweiflung, wenn nicht in den Wahnsinn treibt, wird in der Figur des Hans Sachs aufgefangen, denn in ihm vereinigen sich alle Widersprüche: Er ist Außenseiter und anerkannte Autorität, Hüter der Tradition und Förderer des Neuen, derb zuschlagender Bollerkopf und sensibler Lenker der Geschichte, schlauer Taktiker und mitfühlender Freund, sich nach Liebe sehnender Mann und entsagende Vaterfigur. Er weiß, dass die Gesellschaft, in der er lebt, gewisse Regeln braucht, um nicht im Chaos zu versinken. Er weiß aber auch, dass diese Gesellschaft in Chaos versinkt, wenn die Regeln nicht dynamisch angewandt werden und keine Ausnahmen mehr zulassen.
Dass Sachs dennoch kein hehrer Übervater ist, zeigt sich in seiner Schlussansprache. Sein Versuch, die Dialektik von Ordnung und Störung, das Spannungsverhältnis zwischen Regelkanon und Regelverletzung, die Reibung von Tradition und Traditionsbruch, von Nietzsches Vorgestern und Übermorgen durch eine gegenweltliche Utopie von der heil'gen deutschen Kunst aufzulösen, bestätigt seine innere Zerrissenheit. Mit schonungsloser Offenheit und feiner Ironie legen Die Meistersinger von Nürnberg, die man entgegen Wagners ursprünglichem Plan nur bedingt als Komödie bezeichnen kann, dieses Dilemma bloß.
Regie: Benedikt von Peter (2013)
Musikalische Leitung:
Karen Kamensek
Bühne:
Katrin Wittig
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