Ulysses präs. Leibniz & Bobbie

Leibniz ist wie all diese Tabs die Du seit Monaten in dem Browser geöffnet hast, diejenigen, die Du manchmal vergisst und dann eines Tages wieder zufällig öffnest um darin ein paar wirkliche schöne Überraschungen zu entdecken. So wie zum Beispiel Moritz Pauls Debütveröffentlichung auf Fourth Wave im Jahre 2013, dessen schräge House-Grooves dich grüßen wie das Facebook-Profil eines guten, alten Freundes, mit dem du dich schon eine ganze Weile kurzschließen wolltest. Oder seine folgenden Platten für Labels wie Uncanny Valleys Sublabel Shtum, die Rat-Life-Serie oder Ortloff aus Leipzig, wo Moritz lebt, bevor es ihn nach Berlin verschlug. Die Sachen war alle ein wenig rauer, technoider sogar und alle sehr deutlich von dem beeinflusst, was man gemeinhin als die Geschichte des Hardcore Kontinuum bezeichnet und über das du neulich gestolpert warst, als du wieder mal so eine Phase hattest in der du ein wenig zu oft »massive« sagtest. Er ist ein wenig wie dieser schräge Typ, der Dir - zufällig meist früh um sechs - Links zu langen, ausladenden politischen Kommentaren schickt. Irgendwie schätzt Du das. Wer sonst ist heute noch verlässlich? Und schließlich ist da noch Leibniz' Soundcloud-Profil, in dem man sich leichter verliert als in einen andauernden Strom von Tumblr-Memes. Da sind seine fesselnden Live-Sets, die Unmenge an Remixen für andere Artists, die vielen Back-2-back-Sets mit Freunden und ein paar Teaser für die Fier-Nächte, die er mit den Crews Hundert und PH17 im Berliner ://about:blank veranstaltet. Es fühlt sich ein wenig so an, als ob du ganz unbeabsichtigt drei versehentlich automatisch gestartet Tracks miteinander synchronisiert hättest. Auf einmal kommt alles zusammen und macht plötzlich Sinn. Und weißt du was? Du könntest jetzt genau die laufen lassen und alle anderen Tabs schließen, dein Leben fortsetzen und womöglich endlich dieses Duschbad nehmen.

Bobbie ist Resident im Hamburger Pal und Veranstalterin der der Reihe Highly Recommended. Ihr Sound gleicht einer Reise durch die Tiefen des Underground-Maschinen-Funks durch düstere Soundlandschaften und getrieben von zirpenden 303 Modulationen und einer großen Bandbreite von programmierten Drums. Bobbie ist eine eifrige Musikliebhaberin ohne Genre-Scheuklappen. Ihr Sets oszillieren durch Acid, Electro, Teechno, Wave und Industrial. Ein schonungslose Dunkelheit, angereichert mit kurzen Ausflügen in warme, melodische Einlagen. Bobbie wuchs in Köln auf und erkundete in jungen Jahren ausgiebig die dortige pulsierende Clubszene der Jahrtausendwende. Nach ihrem Umzug nach Hamburg wurde der Wunsch eine DJ-Karriere anzustreben sogar noch stärker - nicht zuletzt wegen des immer noch niedrigen Anteils von Frauen hinter den Decks. Im folgenden Jahrzehnt verdiente Sie sich dort ihre Sporen und wurde mit dem Opening des Pal 2014 sofort dort Resident.