98 % - Safari in die Zivilisation
- Datum: Sonntag, 28. Mai 2017 um 19:00 Uhr
- Location: Am Hawerkamp, Halle B
- Am Hawerkamp 31 48155 Münster
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2 Theaterstücke zum Fremden in uns
Affe I: Weltinnenraum des Monsters
Affenfiguren: Spiegel des "Bösen" im Menschen und faszinierende Verwandtschaft.
Die zentrale Figur dieses Tanztheaterabends ist Djalioh, ein Wesen, der frevelhaften Kreuzung aus Affe und Mensch entsprungen. Ohne Sprachvermögen und fremd aussehend, ist er zum Außenseiter prädestiniert. Seine reiche Gefühlswelt wendet sich ins Negative. Er tötet die Frau, die er liebt, aber nicht bekommen kann. Die Geschichte beruht auf Flauberts Gothic Novel "Quidquid volueris" von 1837, die satirisch scharf auf Kolonialismus und Rassismus zeigt.
Die Theaterfassung von Xenia Multmeier arbeitet bildstark, mit nur punktuell eingesetzter Sprache. Im Zentrum steht die fehlende Kommunikation der Figuren, daher oszilliert die Inszenierung zwischen expressiver, kraftvoller Tanzperformance (Choreografie und Tanz: Bruno des Carvalho als Djalioh) und kühlem, konzeptuellem Sprachspiel. Wie ferngesteuert gleiten die Figuren in Bildern von Macht und Ohnmacht, Sehnsucht und albtraumhafter Eifersucht dem unausweichlichen Ende entgegen.
Besetzung: Marion Bertling, Bruno de Carvalho, Stephanie Escudeiro-Kießling,
Christoph Winges.
Affe II: Nimm hin und verschling es
Das zweite Stück verändert die Perspektive auf den Affen: Während Djalioh als Affenwesen zum ewig Fremden stigmatisiert wird, ist Rotpeter aus dem "Bericht für eine Akademie" von Kafka die Assimilation an die Menschen gelungen. Er kann sich kaum noch an das Affe-Sein erinnern. Aber: Ist Zivilisation tauglich, um dem Wilden in uns zu entkommen?
Trotz dieser Leitfrage des Abends ist das Stück keine Inszenierung des in den Theaterkanon eingegangen Kafka-Texts, denn Rotpeter ist nur eine der Figuren, der man in dem Stück im wahrsten Sinne des Wortes begegnet:
"Nimm hin und verschling es" ist eine Theaterinstallation, ein begehbarer Raum, der Perspektiven ständig neu erschließt. Der Zuschauer trifft auf Schauspieler und Performer, entlang der Videoinstallationen der Künstlerin Gilsuk Ko.
In den Performances geht es um Fragen von Selbstbestimmung und Kontrollverlust, Fragen nach Chancen und Fremdheit in der Zivilisation. Der Mythos der Freiheit hinterlässt das beunruhigende Gefühl, dass wir etwas Wesentliches nicht erleben.
Mit Alexander Rolfes (Rotpeter), Sarah Giese, Gilsuk Ko und Anne Rolfes
(Performance), Vivien Hecht (Tanz). Videoinstallation: Gilsuk Ko.
Konzept und Regie: Xenia Multmeier
Die Musik zu beiden Stücken wurde geschrieben und wird live performt von Udo Herbst.
Die Bühne in dem beeindruckenden Industriedenkmal "Halle B" am Hawerkamp wurde gestaltet von dem Bildhauer Wolfgang Mössing.
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